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Weiter leben und weiter schreiben: die Auschwitz-Überlebende Marceline Loridan-Ivens schreibt an ihren ermordeten Vater.

Aus Frankreich wurden 76.500 Juden nach Auschwitz-Birkenau deportiert, 2.500 kehrten zurück, 160 leben heute noch. Eine von ihnen ist Marceline Loridan-Ivens. Sie lebt in Paris, 87-jährig, und hat ein autobiografisches Buch mit besonderem Gewicht geschrieben: einen Brief an ihren Vater, Froim Rozenberg. Er wurde in Auschwitz ermordet, sie überlebte in Birkenau. Auslöser der Erinnerung ist der Zettelbrief, den ihr der Vater zukommen ließ, liebevolle Sätze an die Tochter, mit der es einmal zu einer kurzen Umarmung kam. Ihre Antwort ist ein Gedenk- und Erinnerungsbrief über die Lagerwelt. Kann man sagen, was mühsamer war, das Überleben oder das Weiterleben? Die Erinnerung, siebzig Jahre danach, ist immer noch ein unbetäubbares Schmerzgedächtnis, aber eines, das die Gegenwart der Juden im Nach-Charlie-Hebdo-Frankreich einbezieht und die Fröhlichkeit als Rache dafür deutet, "dass wir traurig waren und dennoch lachten". Man denkt an Ruth Klügers und Simone Veils Bücher, wenn man diesen - mit Ruth Perrognon verfassten - unter die Haut gehenden Weiterlebensbrief liest. Eines der letzten großen Zeitzeugnisse von Shoa-Überlebenden. Allen Beständen empfohlen.